Nullemissionen in Gebäuden: CO2zero Netzwerk-Gründung IHK Berlin
80 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kammern, Verbänden und Politik trafen sich am 21.02.2023 im Vortragssaal der IHK Berlin zum informellen Austausch über die Gründung des GRW-Netzwerks „CO2zero“. Ziel ist es, Energieautarkie energisch nach vorn zu treiben, unausgeschöpfte große Potenziale zu heben und so schnell wie möglich in Projekten umzusetzen. Im Fokus stehen die Anwender aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, den Stadtwerken und Stakeholder der Infrastruktur.
Die adressierten Potenziale zielen auf valide und geprüfte Einspar-Quotienten ab, die durch Maßnahmen der Anlageneffizienz und der Dekarbonisierung gebildet und zusammen ein Nullemissions-Ziel für Gebäude und Quartiere ergeben werden.
Wie können die kostenentlastenden Zukunftssysteme den Nutzern erschlossen werden? Was kostet und bringt das? Wir lange dauert das? Wer hilft da mit welcher technologie-übergreifenden Expertise und trägt Projektverantwortung? Wir passen ergänzende Themen aus den Bereichen der Solarthermie, der Mikroturbinentechnik etc. dazu?
Professor Dr. Ingo Sass vom GFZ in Potsdam eröffnete zu Beginn den Blick auf die Potenziale der Geothermie: Er präsentierte die unterschiedlichen, sofort erschließungsfähigen Potenziale differenziert nach unterschiedlichen geothermischen Quellen und präzisierte, dass allein aus hydrothermalen Projekten ca. 25 % der gesamten deutschen Wärmeenergie substituiert werden könne.
Taco Holthuizen und Michael Viernickel von der eZeit Ingenieure GmbH stellten das Thema in einen breiten gesamtplanerischen Kontext: Kalte Netze können zellular in die Quartiere einwachsen, oberflächennahe Geothermie mit dem Schwerpunkt der Speicherung ist ein sofort umsetzbarer Handlungsrahmen, um valide Einsparziele umzusetzen. Die beiden Fachleute berichteten von der Praxis zur Einbettung weiterer „EE“-Aktiva aus Solarthermie und saisonale Speicherung im öffentlichen Raum.
Umsetzungsoptionen in Berlin waren Gegenstand des Vortrages von Dr. Johannes Birner, Leiter des staatlichen geologischen Dienstes in Berlin bei der Senatsverwaltung UVK. Der Berliner Senat hatte am 20. Juli 2021 zur Förderung der Wärmewende die Erkundung und Erschließung tiefer geothermischer Ressourcen beschlossen und hierfür 6 Mio. Euro aus dem Innovationsförderfond bereitgestellt. Ziele sind die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen bei der Wärmebereitstellung, die Erkundung und die Exploration mitteltiefer Aquifere zur Wärmespeicherung und -gewinnung durch die Förderung von 3 geothermischen Pilotprojekten sowie die Reduzierung des Fündigkeitsrisikos weiterer geothermischer Erschließungen in Berlin. Letzteres ist ein stetes Hemmnis bei neuen Initiativen, welches nun abgeräumt wird.
Prof. Dr. Bodo Lehmann, Leiter der „Geo-Energy & Resources“ bei der DMT Berlin bringt das gebündelte Know-How aus über 200 umgesetzten Wärme-Erkundungsprojekten mit ein. Er gab Einblicke in diesen Erfahrungsschatz mit Ausblicken in die intensive Arbeit an der weiteren Erkundung der Grundlagen und der Seismik in Berlin.
Dr. André Deinhardt vom Bundesverband Geothermie skizzierte Beispiele zur Finanzierung großer Umsetzungs-Vorhaben, es folgten „Pitches“ von Start-Up´s und etablierten Fachunternehmen aus den Bereichen Fernwärme-Optimierung, KI, Großwärmepumpen-Optimierungen, Solarthermie, Mikroturbinentechnik sowie Software für die komplexe Darstellung ganzer Quartiere aus den Datenbeständen heraus. So wird der Blick auf die Erstellung digitaler Zwillinge und die Abbildung konkreter Szenarien zukünftiger CO2-Footprints ermöglicht. Auch die Details für die Darstellung von ESG-Reportinhalten werden hierbei mit eingebettet.
Jörg Lorenz präsentierte den Entwurf der Netzwerk-Bildung. Angesprochen werden Unternehmen mit dem Willen zur aktiven Mitgestaltung energieautarker Quartiere. Alle Unternehmen des Themenkomplexes der „regenerativen Energien“ sind willkommen; speziell auch die aktuell noch nicht so weit am Markt verbreiteten Technologien, die über den Rahmen von Wind- und Sonnenerträgen hinaus gehen. Diese bildeten deswegen den thematischen Schwerpunkt, weil zu den „etablierten“ Disziplinen fundierte Erkenntnisse und Planungsgrundlagen ja bereits reichlich vorliegen, während es in den Bereichen der Geothermie, der Einbindung von Rechenzentren, Abwassersystemen und Gebäudeabwärme erst wenige Projektergebnisse und Handlungsgrundlagen bekannt sind. Diese bergen ein großes Zukunftspotenzial.
Im nächsten Schritt werden die interessierten Unternehmen zusammengeführt und die formale Netzwerkbildung unter der Assistenz der IHK vervollständigt. Die Bundesverbände der Themen Wind, Solar, Wärmepumpen, H2, E-Mobilität, Energie- und Wasserwirtschaft, Stadtwerke, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft werden eingeladen, als assoziierte Mitglieder ihren Sachverstand mit einzubringen. Alle Teilnehmer stimmten darin überein, dass unsere Gesellschaft ganz am Anfang komplexer Bemühungen zur Erlangung von Energieautarkie steht. Der Weg aus der Öl- und Gasdominanz ist weit; eröffnet aber enorme Chancen für neue Akteure, die an den vielen so unterschiedlichen Technologien mitarbeiten und sich dort so vernetzen, dass den Nutzern ein valider Gewinn entsteht.
Agenda Gründungs-Veranstaltung 21.02.2023 inkl. aller Präsentationen
Ursprüngliche Einladung der IHK Berlin