Umsetzung in Sicht: das neue Beschleunigungsgesetz für die Geothermie

Berlin, den 04.07.2025

Das BMWE führt aktuell eine Länder- und Verbändeanhörung zum Entwurf des Geothermie-Beschleunigungsgesetzes durch. Die Geothermie ist eine kostengünstige, unerschöpfliche, ganzjährig zuverlässige und klimaneutrale Wärmequelle. Die Bundesregierung leitet deshalb mit diesem Gesetzentwurf einen Geothermie-Turbo ein, damit in Deutschland schnell mehr Geothermie genutzt werden kann.

Greothernmische Übersicht, Quelle: GFZ Potsdam

Mit dem Gesetz soll der Ausbau von Geothermieanlagen, Wärmeleitungen und – speichern sowie die Erkundung von Erdwärme erleichtert und beschleunigt werden. Dafür werden Hemmnisse bei der Erschließung der Geothermie sowie für Wärmepumpen, die Flusswasser, Abwasser Industrieabwärme oder auch Luft nutzen, abgebaut. Erleichterungen werden auch für Wärmespeicher sowie Wärmeleitungen geschaffen. Auch für private Haushalte wird es leichter, eine Zulassung für die eigene Wärmepumpe zu erhalten.

Link zum Gesetzesentwurf

Zugleich wird die Erkundung des Untergrundes mit Messfahrzeugen, die zur Ermittlung des Erdwärmepotentials erforderlich ist, durch das Gesetz ganzjährig ermöglicht. Die Belange von Natur- und Artenschutz bleiben dabei gewahrt. Ferner gibt es Neuerungen bei Bergschäden: Die Behörden können nach dem Entwurf nun von den Geothermieunternehmen eine Sicherheitsleistung auch für Bergschäden verlangen. Damit werden Schadensfälle vollständig abgesichert.

Das Vorhaben ist Teil des “Sofortprogramms” der schwarz-roten Koalition. Mit dem Geothermie-Beschleunigungsgesetz wird ein Auftrag aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Gleichzeitig werden die europäischen Vorgaben der Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED III) umgesetzt. Es ist geplant, den Entwurf im August im Kabinett zu beschließen.

Wird das Gesetz wie geplant umgesetzt, bedeutet das in der Tat einen Paradigmenwechsel in der Betrachtung der Relevanz für diese volkswirtschaftlich bedeutenden Ressourcen. Im Detail werden Hürden diverser Genehmigungsverfahren beseitigt. Der zitierte Ansatz von zunächst 22 neuen “Aufsuchungen” scheint hingegen bewusst tief gehängt; sind hier doch allein in Berlin bereits mindestens 10 Vorhaben allein der “tiefen” Geothermie in der festen Planung. Außerdem soll eine umfassende 3-D-Seismik des Untergrundes berlinweit installiert werden, um Fündigkeits-Risiken zu minimieren.

Die Chancen zur Beschleunigung sind günstig. Die gesetzlich vorgeschriebene Anhörung der Zivilgesellschaft im letzten Jahr ergab unisono Zustimmung, sogar vom NABU und dem BUND; letztere allerdings im gewohnten Zielkorridor: erst einmal alle nur denkbaren Rest-Risiken – ggf. in jahrelangen Prüfverfahren – im Sinne der eigenen Satzung “bedenken”, erst dann umsetzen. Sogar die Bürgerinitiativen aus Baden-Württemberg haben recht differenzierte und kluge Argumente zusammengetragen; die für alle wirksamen Chancen in den Vordergrund gestellt.

Auch im Land Berlin stehen Chancen erkennbar im Fokus: Die aktuell eingetroffene Aufsuchungsgenehmigung des Landesoberbergamtes Cottbus stellt die Weichen für eine zeitsparende Bündelung der Verfahren bei der Senatsverwaltung MVKU für die kommenden fünf Jahre. Geplant ist, den Untergrund in “Stockwerke” aufzuteilen und grobe Zuweisungen der Ressourcen vorzudenken: von der kleinsten Erdwärme-Nutzung oberflächennah im Garten über mitteltiefe Nutzung für Wohngebiete und Quartiere bis zur tiefen Geothermie in hydrothermalen Systemen für Versorger und große Anwender etwa der kommunalen Wohnungswirtschaft zur Selbstversorgung dort, wo keine Fernwärme anliegen wird.

Die energischen Aktivitäten der Ministerin Reiche scheinen die autarke Versorgung unserer Bürger mit sozialverträglicher Nullemissions-Wärme in die richtige Richtung zu lenken. Neben der tiefen Geothermie betrifft dies auch die Flusswärme, Aquifere, den Brunnenbau, Erdkollektoren und weitere Verfahren der oberflächennahen und mittleren Geothermie. Der Vorwurf einer einseitigen Begünstigung des Mediums “Gas” relativiert sich hier. Inwiefern die ursprünglich ermittelten Potenziale von 300 TWh/a allein aus der tiefen Geothermie durch dieses Gesetz erweckt werden können, bleibt abzuwarten.

Jedenfalls ist dieser Ansatz praxisnah an der Zielgruppe der Immobilienbranche. Näher, als die unrealistischen Träume der Versorgung unserer Gebäude mit grünem Wasserstoff.