Richtungswechsel für die Wärmewende
Neuauflage KfW 432, Umlenkung KTF-Milliarden in tatsächlich wirksame Zielmaßnahmen
Berlin, den 21.08.2025
Der Mehltau der Ampeljahre löst sich zugunsten praxisnaher Maßnahmen auf. Ohne Drama, sachlich und zielorientiert, hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) die nun folgenden Auflösungen des Handlungsstaus im Wärmesektor der Gebäude skizziert und die drängenden Umsetzungsfragen auf mehreren Ebenen mit konkreten Lösungsvorschlägen versehen. Der Weg dorthin ist überschaubar und nimmt mit ersten Gesetzesvorlagen zum 30.09.2025 – wie etwa dem Geothermie-Beschleunigungsgesetz – Fahrt auf. Das nun vorgelegte Ergebnispapier “Stakeholder-Dialog Wärmeplanung” überzeugt mit konkreten Detailplänen, die die Auflösung des Staus frontal adressieren.

Bezüglich der Umsetzung von Quartierslösungen und ihrer Förderung sind Bund, Länder, Kommunen und Gebäudeeigentümer gleichermaßen gefordert, wobei sich Co-Förderkonzepte zugunsten einer Umsetzungsbeschleunigung und der Lasten- und Verantwortungsverteilung als fördereffizient bewährt haben (siehe das überaus erfolgreiche Programm BEW I). Für eine effiziente Weiterentwicklung der Energieinfrastrukturen sind klare Perspektiven für Netzbetreiber und Energieversorger, für die Verbraucherschaft, Gebäudeeigentümer oder lokale Erzeuger unerlässlich. Die Wärmeplanung spielt dabei eine wichtige Rolle, indem sie den Bedarf und die Potenziale für den Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmesektor erfasst und eine Grundlage für eine Koordinierung des Aus- und Umbaus der lokalen Energienetze schafft.
Hier einige Eckpunkte der erkennbaren Herangehensweise:
- Einsetzen von “Kümmerern”, sprich führenden Köpfen, die keine realitätsfernen Sehnsuchtsorte wie etwa eine EF 55-Strategie verfolgen, sondern das im KTF vorgesehene Geld in den Technologien umsetzen, in denen die eingesparte to CO2 am wenigsten kostet. Damit können Wähler von den “Rändern” zurückgewonnen werden, da ein Nutzen für jedermann nachvollziehbar wird
- KfW 432 aufleben lassen: Machbarkeitsstudien und Wirtschaftlichkeitskonzepte orientieren sich an geförderten integrierten energetischen Quartierskonzepten, um räumlich-städtebauliche, technisch-infrastrukturelle oder auch akteursspezifisch begründete Handlungsansätze verknüpfen zu können
- Bürgschaften: wie bereits im Programm BEW II praktiziert, können hier Risiken größerer Investitionen mit Bürgschaften untersetzt werden. Das schmälert zwar auch die aktuelle Liquidität im Bundeshaushalt, kommt aber zum größten Teil wieder zurück und kann revolvierend in einen neuen Kreislauf eingegeben werden. Die Kreditwürdigkeit nach KWG ist bei Wärme-Infrastrukturvorhaben exzellent. Dahinter stehen die Wärmekunden, deren gesammelte Bonität dafür sorgt, dass solche Gemeinschaften noch nie “pleite” gingen und auch nicht werden
- Gründung von Bürgerenergie-Genossenschaften: Zum Zweck des Aufbaus und Betriebs eines Wärmenetzes können hierbei liquiditäts-relevante Investitoionen auf hunderttausende Schultern verteilt und der Bundeshaushalt entlastet werden. Es entsteht ein Gefühl der Selbstwirksamkeit im Sinne von Akzeptanz, Transparenz und Mitbestimmung der beteiligten Akteure. Aufgrund des regionalen Engagements wird lokal aufgebrachtes Kapital auch lokal eingesetzt, um entsprechende Wärmeversorgungs-Infrastrukturen aufzubauen und zu betreiben. Das Bürgerengagement stärkt den Zusammenhalt vor Ort und schafft mit den identifizierten “Kümmerern” zudem Multiplikatoren, die den Prozess der Wärmeplanung und anschließenden Realisierung positiv aus Eigeninteresse heraus begleiten. Darüber hinaus ist die nicht gewinnorientierte Ausrichtung von Genossenschaften ein wesentlicher Anreiz für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern.
Die Lektüre ist deswegen spannend, weil hier die Gesetze von morgen erkennbar werden. Am wichtigsten ist aber die scheinbar unumkehrbare Pfeilrichtung der politischen Rahmenbedingungen für Ziele wie:
- Einbezug der Zivilgesellschaft und damit Rückgabe großer Anteile des KTF an wirtschaftlich handelnde Akteure
- Auflösung der Verstopfungen im KTF-Kanal durch aktuell schmerzhafte Größenordnungen der Beanspruchungen aus dem EF 55-Wahnsinn, sprich fälligen Förder-Auszahlungen. Die Zukunft wird so nicht weiter durch Kopfblähungen unqualifizierter Gesetzesmacher verbaut, die 104 Milliarden an dringend benötigter Liquidität sinnlos verpulvert haben, dazu noch bevorzugt an wohlhabendes Klientel und, als Sahnehaube auf dem “Kappes”: 38% dieser 104 Milliarden sind wirkungslos geblieben
- Fokussierung der Mittel auf Zielstellungen, die in der Initiative “Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor” so trefflich formuliert wurden.”
Kleiner Malus: Es ist mal wieder die unsägliche Präferenz der priorisierten “öffentlichen Gebäude” erkennbar, was für weitere Verstopfung dringend benötigter Mittel in den Quartieren sorgen würde. Ja, öffentliche Gebäude haben Vorbildcharakter. Nein, die hier handelnden Akteure haben bisher keine überzeugenden Leuchttürme produziert, sondern die Mittel eher behaglich an die Weiterfinanzierung uneffektiver Verwaltungsstrukturen vergeudet. Um Wähler von den Rändern zurück zu gewinnen, sollten diese Mittel explizit für die Gestaltung sozialverträglicher warmer Betriebskosten fokussiert werden.